»Vorne die Ostsee, hinten die Friedrichsstraße.« – Ja, das wünscht sich der Berliner, wie bereits Kurt Tucholsky wußte. Das hierzu passende »saisonale Magazin« des Berliner Tagesspiegel-Verlags ist seit März 2018 neu am Kiosk. Nett aufgemacht, kurzweilig und unterhaltsam.
Lesenswert das Rostock-Porträt von Grit Thoenissen, ebenso »Kutter bei die Fische«von Daniela Martens, eine Ausfahrt mit einem Wismarer Fischer, und die Radtour von Barbara Schaefer in der Region Fischland-Darß-Zingst. Eher oberflächlich hingegen das Interview mit dem Spitzenkoch Tillman Hahn in Kühlungsborn. Überhaupt: kulinarisch hätte man viel mehr machen können.
Die eingestreuten Advertorials, die das Heft finanzieren, sind leider von sehr unterschiedlicher Qualität, je nach Auftraggeber. Die mecklenburgischen Ostseebäder schalten praktisch Kleinanzeigen, Stralsund bemüht die Edelfeder Erwin Seitz, die Selbstdarstellung der Brauerei Störtebeker wirkt sich wie von einem Praktikanten aus der Marketingabteilung verfasst. Wenn schon redaktionell anmutende Werbung, dann hätte hier eine intensivere Betreuung gut getan.
Das Heft ist von West nach Ost in vier Urlaubsregionen gegliedert. Dabei fällt auf, dass die Tipps und Beiträge über die östlichen Küstenregionen vergleichsweise erratisch sind und inhaltlich zurückbleiben. Wie es scheint, ist in den Augen der Magazin-MacherInnen der Osten vor allem Schauplatz kurzweiliger Familien-, Sport-, Strand- und Sonnenurlaube. Kulinarik, Geschichte(n), Kunst, Kultur sind eher dem Westen des Landes zugeordnet. Der Osten wird gerne als Naturreservat gesehen.
Das ist schade und sollte die verantwortlichen Tourismusmanager nachdenklich machen. Spannende Persönlichkeiten, inspirierende Geschichte und Geschichten gibt es auch in der östlichen Küstenregion zuhauf, man muss sie nicht einmal groß suchen. Aber man muss sie wollen.
Magazin Tagesspiegel Ostsee 2018, ca. 146 Seiten, 9,80 Euro, verfügbar auch als E-Paper