Update, Sommer 2021: Den Regionalmarkt in Barth gibt es leider nicht mehr in der hier beschriebenen Form. Die teilnehmenden Anbieter finden Sie über Sommer auf den Märkten auf Fischland-Darß-Zingst.
Die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst ist bekannt für ihre gut besuchten Wochenmärkte, die über Sommer u.a. in Ahrenshoop, Dierhagen, Prerow, Wieck und Zingst stattfinden. Noch recht jung ist der Regionalmarkt in der Stadt Barth auf dem gegenüberliegenden Festland, in der Saison von Mai bis Oktober. Der Markt weist einige interessante Besonderheiten auf.
Der Regionalmarkt in Barth findet immer dienstags 10–14 Uhr auf dem zentralen Marktplatz statt, unmittelbar an der weithin sichtbaren St.-Marien-Kirche. Die Gründung geht auf einen Kreis von markterfahrenen und qualitätsbewußten Erzeugerbetrieben zurück, der seit 2018 auch den Regionalladen „Alte Gutsgärtnerei Parow“ bei Stralsund betreibt.
Auch im Falle des Regionalmarkts in Barth haben sich die Erzeugerinnen und Erzeuger vorab zusammengeschlossen und sind auf die Stadt zugegangen. Durch gemeinsames Agieren und im geduldigen Dialog mit der Stadtverwaltung und dem damaligen Bürgermeister Stefan Keith konnten sie ihre Vorstellungen hinsichtlich der Qualität des Angebots, der teilnehmenden Anbieter, der Öffnungszeiten, der Anordnung der Stände auf dem Marktplatz u.a.m. weitgehend durch- und umsetzen, so Michelle Rost von der Bio-Rösterei LandDelikat.
Es handelt sich in Barth um einen reinen Lebensmittelmarkt, der gelegentlich durch Kunsthandwerk ergänzt wird. Die berüchtigten Socken- und Miederhändler, Ramsch und Großmarktware sind tabu. Der Kreis der Initiatoren entscheidet demokratisch über die Teilnahme von neuen Anbietern, welche nach Qualitätsgesichtspunkten und im Hinblick auf ein vielseitiges Marktangebot ausgewählt werden. Im Grunde ist dies der Prinzip der Marktgilden, wie es sie früher schon in Städten gab.
Aus Sicht der Initiatoren lief der Barther Regionalmarkt bereits im ersten Jahr sehr erfolgreich. Der Markt wird nicht nur von Touristinnen und Touristen, sondern auch von Einheimischen sehr gut angenommen.
Wichtig für die Entwicklung war, so Michelle Rost, die Erfahrungen laufend auszuwerten, Veränderungen und Anpassungen sofort praktisch in Angriff zu nehmen und flexibel auf Schwächen wie Stärken zu reagieren. So konnte das Angebot in hoher Qualität, ohne Verwässerung, auf die Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen hin ausgestaltet werden. Die Selbstverwaltung des Marktes zeitigt hier eindeutig bessere Ergebnisse als die Marktorganisation durch eine überforderte Stadtverwaltung oder durch den Großmarkt Rostock, wie in vielen Gemeinden der Region üblich. Davon konnten wir uns bei unserem Besuch im Juni überzeugen.
Das Beispiel Barth könnte eine Blaupause für weitere Städte und Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommen sein, die mit regelmäßigen, qualitätsorientierten Frischemärkten attraktive Einkaufsmöglichkeiten für ihre Bürgerinnen und Bürger in Ergänzung zu den Discountern und Supermärkten schaffen und dadurch nicht zuletzt die regionale Wirtschaft fördern wollen. Zusammenschlüsse und die Selbstorganisation von Erzeugerbetrieben und Händlern sollten dabei gezielt gefördert werden.
Letzter Markttag in Barth ist übrigens der 29. Oktober 2019 – Zeit genug, um dem Regionalmarkt über Sommer einen Besuch abzustatten. Die Stadt Barth ist durch die Bahn von Stralsund und Rostock aus auch ohne Auto gut angebunden (Umstieg in Velgast). Von Barth aus ist auch die nahegelegene Ostseeküste mit ihren Seebädern und Stränden per Regionalbus (teils mit Fahrradanhänger) und per Schiff schnell erreichbar.