Schlagwort: Demeter

Skör, eine nordische Spezialität aus Vorpommern

Kühe auf Weide

„Herzlich willkommen im Dorf!“ Sebastian Harenberg nimmt uns freudestrahlend in Empfang. Das „Dorf“ heißt Hohenwieden und befindet sich bei Grimmen im nordöstlichen Hinterland Mecklenburg-Vorpommerns, wo das Land flach und der Himmel hoch ist. Vom Kleinstadtbahnhof sind es gut 10 Minuten mit dem Rad. Einige Kilometer weiter hat ein alter Bekannter seine Zelte aufgeschlagen, der Gärtner und Fermentationsexperte Olaf Schnelle mit seiner Manufaktur Schnelles Grünzeug.

In der SOS-Dorfgemeinschaft Grimmen-Hohenwieden leben und arbeiten Menschen mit Denk- und Lernbeeinträchtigungen zusammen. Werkstätten und Wohnhäuser sind modern, freundlich, mit viel Holz gebaut, nordischer Stil. Es gibt eine Schreinerei und eine Weberei, die schöne, wertige Produkte im Auftrag namhafter Kunden herstellen. Auf eigenen Flächen und in Gewächshäusern werden Gemüse, Salate und Kräuter gezogen, Obst kommt von Streuobstwiesen. Und es gibt die Milchviehwirtschaft mit einer kleinen Käserei. Deswegen sind wir hier.

Derzeit werden 17 Kühe im Dorf gehalten. Gerade ist der neue, großzügige, offene Laufstall fertiggeworden, dann sollen drei weitere Tiere dazukommen. Der landwirtschaftliche Betrieb arbeitet nach den Demeter-Richtlinien. Die Kühe sind deshalb meist draußen auf den nahen Weiden und dürfen ihre Hörner behalten. Auch das Futter wird auf den eigenen Flächen gewonnen, die sich rund um das Dorf befinden.

Karin Rösicke und Ellen Teetzen vom Käserei-Team erwarten uns schon zu einer Verkostung. Der Betrieb produziert Frisch-, Weich- und Schnittkäse, aber nur selten Hartkäse – typisch für Hofkäsereien im Nordosten. Denn die Käsereifung benötigt intensive Pflege, geeignete Reiferäume und bindet Kapital, bis die Produkte nach vielen Monaten oder Jahren in den Verkauf gelangen.

Der Hohenwiedener Weichkäse ist nach Camembert-Art aus pasteurisierter Milch gemacht und fällt je nach Frische bzw. Reife von quarkig-mild bis cremig-würzig aus.

Im Jahr 2017 sind auch Natur- und Fruchtjoghurts hinzugekommen, die von den Kundinnen und Kunden außerordentlich geschätzt werden. Sie sind cremig, ausgewogen säuerlich, und auf dem Naturjoghurt sitzt eine schöne Rahmschicht, was für die Qualität spricht.

Eine ganz besondere Überraschung war für uns der handgeschöpfte Skör, ein typisch nordisches Molkereiprodukt, eine Art rahmig-säuerlicher Quark. Ursprünglich kommt Skyr aus Island, aber auch die Schweden haben ihren Skör, ebenso wie die Dänen (Skør). Der Skör, die Hohenwieder verstehen ihn als einen Frischkäse, ist größtenteils bröckelig, aber zugleich auch weich und sahnig, bietet eine ausgeprägte Säuerlichkeit und ist im Abgang trocken wie Magerquark. Unvergleichlich!

Nun könnte man vermuten, dass der Hohenwiedener Skör auf die „Schwedenzeit“ zurückgeht, die im Nordosten heute noch vielfach hervorlugt. Weite Teile Pommerns gehörten nach dem Dreißigjährigen Krieg fast 200 Jahre zu Schweden (und es war nicht die schlechteste Zeit für das Land). Doch viel zu weit gegriffen, der Skör wurde von einem früheren Leiter der Käserei eingeführt, einem Schweden-Liebhaber. Dennoch, eine nordische Spezialität aus Vorpommern – das passt!

Die SOS-Dorfgemeinschaft Grimmen-Hohenwieden betreibt übrigens ein schönes Café mit Hofladen, der neben Bio-Produkten anderer Hersteller auch die eigenen Erzeugnisse anbietet, darunter Käse, frisches Gemüse und Obst. Café und Hofladen sind Mittwoch bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Die Käse aus Hohenwieden sind in vielen Bioläden in der Region erhältlich – wenn nicht, einfach mal danach fragen!

SOS-Dorfgemeinschaft Grimmen-Hohenwieden
Hohenwieden 17, 18507 Grimmen
 

Skör Frischkäse im Becher